Verfasst von Dr. Josef Freisl
Die Gegend von Habach wurde wahrscheinlich um 600n.Chr. zum ersten Mal besiedelt. In dieser Zeit könnte auch die erste Habacher Kirche, ein Holzbau, die nach dem Bekehrungspatron der bayerischen Missionsperiode, dem Heiligen Georg benannt worden ist, erbaut worden sein.
In einer alten Grenzbeschreibung des Klosters Benediktbeuern finden wir im damaligen „Habechtsstagna“, der ältesten Bezeichnung für Habach, noch das lateinische Wort für stehendes Gewässer.
Am 13. Okt. 1073 wurde die zweite Habacher Kirche, die Ulrichskirche, feierlich eingeweiht. Die erste Kirche, die Georgskirche stand da, wo heute das Kriegerdenkmal steht. Beide Kirchen dürften der Dürnhauser Martinskirche ähnlich gesehen haben, die am 25.7.1063 eingeweiht wurde.
Das weltliche Chorherrenstift Habach wurde 1083 von Graf Norbert von Hohenwart gegründet und bestand bis zur Säkularisation 1802. Der Chorherr, ein weltlicher Priester, legte keine Gelübde wie ein Novize ab. Er musste dem Dekan und den anderen Kanonikern gegenüber einen Eid leisten. So war ihm auch Privatbesitz gestattet. Die Anzahl der Chorherren war durch den Umfang und die Erträgnisse der Stiftungen bedingt. In Habach waren es außer dem Probst, der in München wohnte, sechs, worunter sich auch der gewählte Dekan befand. Jeder Chorherr bewirtschaftet mit seinem Gesinde einen Hof.
Der Edelfreie Heinrich von Weilheim übergab 1294 die bis dahin selbständige Pfarrei Dürnhausen dem Stift Habach. Die seelsorgerische Betreuung übernahm nun ein Habacher Chorherr.
Chordienst in der Stiftskirche St. Ulrich und die Seelsorge in den fünf Ortschaften Dürnhausen, Hofheim, Riegsee mit Froschhausen, Hechendorf und Sindelsdorf, das waren die wichtigsten geistlichen Aufgaben der sechs Chorherren. Für die freie Stelle eines Chorherren konnten sich Priester bewerben. Nach den Statuten war neben einer Kaution, eine besondere musikalische Eignung zum Sänger und zum Prediger gefordert. So kann z.B. bei Bewerbungen für eine Chorherrenstelle, ein Empfehlungsschreiben des bekannten herzoglichen Komponisten Hans Senfl vom November 1523 für den Vikar Hans Turkhamer in den Klosterarchiven nachgewiesen werden.
Neben der Seelsorge nahmen sich die Chorherren schon sehr früh der Jugend an. In Urkunden von 1246 und 1261 wird bereits ein Scholastikus (Lehrer) genannt. Die musikalische Ausbildung der Jugend war über Jahrhunderte ein besonderes Anliegen der Kanoniker. So wird im 18. Jhd. der Chorherr Hörmann ausführlich in Chroniken erwähnt wegen seiner vorbildlichen Musikausbildung für die Habacher Kinder.
1552 plünderten die Truppen des Moritz von Sachsen Habach. 1632, im Dreißigjährigen Krieg, fliehen die Habacher vor den schwedischen Sodaten in den Achgraben bei Höhlmühle.
Das Chorherrenstift Habach hatte um 1750 148 abgabenpflichtige Höfe vor allem in den Filialorten Dürnhausen 14, Hofheim 7, Riegsee 11, Hechendorf 12 und Sindelsdorf 4. Habach hatte als Hofmark auch das Recht, die niedere Gerichtsbarkeit in seinem Bereich (später nur noch für Hechendorf) durchzuführen. Das Richterhaus stand beim heutigen Haus „zum Baur“ im Garten, es wurde 1810 abgerissen und die Steine wurden für den Bau in Hachtsee verwendet.
Pfarrer Hammerl und seine Theaterspielgruppe vor dem Tanzhaus um 1920
Das Tanzhaus stand gegenüber dem Gasthof Floßmann, hier fand überwiegend das gesellschaftliche Leben in Habach statt.
1750 hatte Habach rund 250 Einwohner ohne Dürnhausen. Fo1gende Handwerker waren zu dieser Zeit in Habach ansässig: 2 Hufschmiede, 1 Sattler, 3 Schuster, 3 Weber, 2 Schneider, 1 Küfner, 7 Maurer, 2 Schreiner ( Kistler) 4 Zimmerleute, 1 Bader, 1 Bäcker, 1 Bierzäpfler, 1 Metzger, 3 Müller, außerdem noch ein Klosterfischer und Klosterjäger, die nicht als „Handwerk“ galten. weil sie ausschließlich im Dienst des Stiftes standen. Die Handwerker wurden teils vom Stift Habach beschäftigt und wenn die Aufträge vom Stift nicht mehr ausreichten, mussten sie „auf die Stör“ gehen, also sich als Wanderarbeiter verdingen.
Der Verkaufsschlager der Habacher Weber war zu dieser Zeit die,, Habacher Ziachen“ also die Betttücher, die einen guten Ruf im ganzen Pfaffenwinkel genossen und die sie als Landhändler verkauften. Nebenbei konnten sie ihre Kleinstlandwirtschaft mit einer oder zwei Kühen und Schafen bewirtschaften. Die Besitzverhältnisse im Chorherrenstift Habach waren ungleicher verteilt als in reinen Bauerndörfern. Habach hatte sechs Chorherrenhöfe. Ihnen gegenüber stand eine starke handwerklich-nebenbäuerliche und kleinbäuerliche Schicht, dazu kamen kleinstbäuerliche Anwesen, die sich als Taglöhner verdingten. Wichtig ist anzumerken, dass der gesamte Haus- und Grundbesitz zu dem Stift gehörte und die Leute nur Pächter ( Freistifter) waren, nicht Besitzer.
Das Aufhebungsdekret für das Habacher Chorherrenstift stammt vom 6. Aug. 1802. Danach wurden die Häuser der Stiftsherren versteigert. Wertvollere Paramente und Kirchengüter rnussten abgeliefert werden. Den größten Gewinn hatte der Staat mit den ca. 940 Tagwerk Wald. Dafür musste er sich für die Erhaltung der Stiftskirche verpflichten. In den folgenden Jahren entwickelte sich aus den Dörfern Habach und Dürnhausen allmählich die Gemeinde Habach.
Die Zeit von 1792 bis 1815 war geprägt von durchziehenden Heeren, Soldateneinquartierungen, Rekrutenaushebungen und zeitweiser Kriegsgefahr. Im Jahre 1809 lagerten bis zu mehrere tausend bayerische Soldaten am „ Lagerbichl“ dem heutigen Sportplatz. 1896 wurde der Bau der Habacher Wasserleitung fertig gestellt. Vorher gab es Dorfbrunnen und hölzerne Rohre Deicken genannt.
1978 wurde die Verwaltungsgemeinschaft Habach gegründet mit den Gemeinden Antdorf, Habach. Sindelsdorf und Obersöchering.
Im Jahre 2005 hat die Gemeinde Habach ca. 1080 Einwohner.
Dr. Josef Freisl